Rede zum Trauergottesdienst für Hans Bendl

Liebe Erika, liebe Eva und Anna, liebe Trauergemeinde,

ich denke, mir geht es heute wie vielen von euch / Ihnen, die immer noch nicht so richtig fassen können, warum wir heute hier sind. Ich war im Urlaub als mich die Nachricht erreichte und habe mir gedacht, das kann nicht stimmen. Hatte ich doch erst am Vortag noch Kontakt mit Hans zur Abstimmung, dass wir gemeinsam nach Röhlingen zur Feierstunde Deutsches Sportabzeichen fahren und dass wir uns beide zum Online-Seminar „Ehrungen – warum, wer, wie wann“ angemeldet haben. Aktiv wie immer, den Blick nach vorne in die Zukunft zur Weiterentwicklung unseres TV Bargau gerichtet.

Und doch ist von einem Moment auf den anderen alles anders als man es sich gedacht hat. Alle Planungen sind plötzlich Schall und Rauch. Auf einen Schlag wird einem bewusst, wie schnell sich etwas ändern kann, ohne dass man eine Chance hat, es aufzuhalten. Daran sollten wir viel öfter denken, bei allem, was wir tun.

Ich betrachte es als Ehre, heute für den TV Bargau hier zu stehen und mit euch meine Gedanken zu Hans und seinem Wirken zu teilen.

Ehrenhaft,
dieses Wort ging mir beim Gedenken an Hans immer wieder durch den Kopf.

Ehrenhaft,
war Hans als „Stimme der Leichtathletik“, wie es treffend im Nachruf der LG Staufen zu lesen war. In dem wunderbaren Text wird begreifbar, was Hans für seinen Sport, die Leichtathletik, geleistet hat. Aber nicht nur das „WAS“ auch „WIE“ er es getan hat und was für ein Mensch er war, wurde hier sehr eindrucksvoll beschrieben.

Weit mehr als…Ehrenhaft,
sein Wirken in seinem, unserem Verein, dem Turnverein Bargau.

Für einige mögen die folgenden Worte vielleicht unverständlich erscheinen. Aber ich bin mir sicher: Viele, der heute Anwesenden, werden sie einordnen können:

Vor 70 Jahren, 1953:

  • Königin Elisabeth II. wird gekrönt
  • Konrad Adenauer wird als Kanzler bestätigt
  • In Stuttgart werden 10 Sportler des Jahres geehrt. Dabei ist die Leichtathletik mit 4 Platzierungen die herausragende Sportart.
  • In Bargau leben
    • 472 Einwohner, es gab 28 Geburten und 9 Eheschließungen
    • Die Steig- und Spitalbachstraße wurde geteert
    • und Pfarrer Seehofer verfasste die Schrift „Bargau in Geschichte und Gegenwart“
  • und im Turnverein?
    • wird Hans Bendl, im Alter von 9 Jahren, Mitglied im Turnverein Bargau

Einstiege dieser Art bei Ehrungen waren über unzählige Jahre sein Markenzeichen und wir haben so einen Einstieg für heute im Sinne von Hans gesehen und ganz bewusst in seinem Gedenken gewählt.

Seit mehr als 70 Jahren war Hans Mitglied im TV. Und er hinterlässt seine Spuren in vielerlei Hinsicht. Vor allem, und das soll wörtlich genommen werden,

  • durch seine Worte, mit seiner unverkennbaren Stimme,
  • durch seine Texte, Berichte und Schriften,
  • durch sein Tun und sein vielfältiges Wirken.

Über seine Leidenschaft und Verdienste um die Leichtathletik hinaus, war Hans bei uns über ein halbes Jahrhundert

  • Chronist
  • Berichterstatter
  • Journalist aus Leidenschaft“ mit einem feinen Gespür für die Wirkung seiner Worte
  • der Macher und das Gesicht
    • der Turnerpost,
    • des Familienabends
    • des Deutschen Sportabzeichens in Bargau
  • er war „Herr der Zahlen“ kannte jeden Rekord, jede Platzierung, was in den verschiedenen Jahren alles passiert ist. Man konnte ihn alles fragen und er wusste eine Antwort oder zumindest wo in seiner perfekten Ablage er sie findet
  • er war ständiges Mitglied im Hauptausschuss
  • Hans war immer da, wenn Rat gefragt war, als Berater, als Sparringspartner, bei allen Fragen und Entscheidungen rund um den Sport
  • Mit seinem enormen Wissensschatz, seiner hohen Expertise und Sachverstand hatte er immer einen Blick fürs Ganze, über den Tellerrand hinaus, dabei stets zielorientiert positiv, nach der besten Lösung suchend

Als Leiter des Ehrungsausschusses war er für hunderte von Ehrungen im TV Bargau verantwortlich. Ehrenamtskultur war ihm enorm wichtig, als Wertschätzung, als Lob, als Aberkennung für alle die ehrenamtlich viel geleistet haben.

Nur bei sich selbst, da blieb er zurückhaltend und bescheiden. Er lehnte sogar die höchste sportliche Auszeichnung des Stadtverbandes Sport, den „Gmünder Sportpionier“ dankend ab. Nur mit Mühe konnte er überzeugt werden, die Goldene Ehrenplakette des TV anzunehmen.

Und so war Hans wahrlich Ehrenhaft (neben all seinem Wirken), als Mensch, als Persönlichkeit, ja als Freund!

In seiner stets aufrichtigen, korrekten und dennoch zurückhaltenden, humorvollen Art war er immer offen, zugewandt und aufmerksam. Er hörte zu, konnte sich in andere hineinversetzen und strahlte dabei eine wohltuende Ruhe und Sicherheit aus. Immer die anderen in den Vordergrund stellend, nur ja nicht sich selbst ins Rampenlicht stellen.

Bescheidenheit ist eine Tugend, die nur wenigen gegeben ist, bei Hans konnte man diese in seiner Urform auf wunderbare Weise erleben.

Es waren für mich persönlich ausschließlich positive Begegnungen, die ich mit ihm hatte. Und so wird er sicher ganz vielen von uns gehen. Als Kamerad, als Opa, Vater und Ehemann.

Er hinterlässt große Spuren in unserem TV, in unserer Gemeinde und in jedem einzelnen von uns. Alle diejenigen die Hans auf irgendeine Art und Weise erleben durften, sind es, die sich geehrt fühlen dürfen, so einen tollen Menschen kennen gelernt zu haben.

Wir nehmen gemeinsam Abschied mit einem großen Dank an Dich, lieber Hans, für alles, was du für und mit uns getan hast. Wir werden Dich vermissen und Dich immer in bester Erinnerung behalten.

Ich wüsche euch, liebe Erika, Eva und Anna mit euren Angehörigen viel Kraft, dass ihr den unerwarteten und schmerzhaften Verlust bald überwinden werdet und wieder positiv in die Zukunft schauen könnt.

„Sich umarmen, einander festhalten für Minuten

Dann bist Du gegangen

Und doch immer noch hier“

Ruhe in Frieden!

 

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