PARIS 2024 Du warst (m)eine Reise wert
Das Stade de France war bereits am ersten Vormittag restlos ausverkauft was auch für Leichtathletikverhältnisse kein Standard ist. Die Franzosen wollten eigentlich ihren Weltrekordler Kevin Mayer zu Gold brüllen, der musste aber kurz vor Olympia verletzungsbedingt absagen. Bei der diesjährigen Europameisterschaft in Rom waren die Athleten Vormittags nahezu ohne Zuschauer im Einsatz und in Paris bebte bereits zum Start um 10:00 Uhr der Kessel.
Das Beben und „Allez le bleu“ es sollte nicht verstummen. Es waren tolle Momente, emotionale Explosionen und viele Überraschungen die unsere olympischen Tage prägten.
Dem Franzosen Makenson Gletty beispielsweise drohte im Hochsprung, der vierten Disziplin im Zehnkampf, bereits ein Salto Nullo. Das bedeutet, dass er seine selbst gewählte Anfangshöhe nicht geschafft hat und die Disziplin mit 0 Punkten gewertet wird. Das aus für jeden Athleten! Medaillenträume ade. Makenson Gletty hatte aber die Rechnung ohne die französischen Fans gemacht.
Nach zwei Fehlversuchen bei 1,96 Meter lief Gletty an und das Stadion, es explodierte, die Energie war in jeder Ecke des Stade de France zu spüren und die Zuschauer sie brüllten und trugen ihn über die Latte. Der Rest war pure Explosion und Freude. Gletty, kurz vor dem Knockout, war wieder in the Game und durfte sich Dank der Fans sogar noch auf 1,99 Meter hochschrauben.
Niklas Kaul kam leider nicht so richtig in Fahrt, Leo Neugebauer war auf Mission Gold unterwegs und beendete den ersten Tag nach 100 Metern, Weitsprung, Kugelstoßen, Hochsprung und 400 Metern auf Platz 1.
Der zweite Tag, er startet mit 110 Meter Hürden und die haben in der Vergangenheit schon so manche Medaillenträume zerstört. Erst im letzten Jahr, bei der Weltmeisterschaft in Budapest, musste ich live miterleben wie Leos Medaillenträume dort platzten.
Dieses Mal war es der Diskuswurf bei welchem Leo Neugebauer zu viel Punkte liegen ließ. 53,33 Meter im Verhältnis zu seiner Bestleistung von 57,70 Metern, das kann sich bei Olympia rächen. Damian Warner aus Canada und die zwei starken Norweger nutzten diesen Moment und kamen in Schlagdistanz an Leo the German (wie er in seinem College in Texas genannt wird) heran.
Doch dann kam die Wackeldisziplin von
Damian Warner, dem Olympiasieger von Tokyo 2021. Er verließ bei seiner gewählten Einstiegshöhe von 4,60 Meter ohne gültigen Versuch die Stabhochsprungmatte. 0 Punkte! Aus der Traum von Gold!
Was normalerweise höchstens einmal bis keinmal in einem derartigen Wettkampf
passiert, es geschah nochmals: Dem Norweger Sander Skotheim, 0 Punkte beim Stabhochsprung! Aus der Traum von Gold!
Leo überquerte solide 5,00 Meter und die Uhr war, aufgrund der strauchelnden Konkurrenz, wieder auf Gold gestellt.
Doch dann kam die Stunde des 22 jährigen Markus Rooth. Der Norweger schraubte seine persönliche Bestleistung im Stabhochsprung auf unglaublich 5,30 Meter und war auf Schlagdistanz zu unserem Deutschen.
Der Speerwurf, würde er bereits die Entscheidung bringen? Die Experten auf den Tribünen packten die Falten auf die Stirn den jeder weiß dass Leo 8 sehr gute Disziplinen hat und dann gibt es da noch Speerwurf und 1.500 Meter. Nichts für Leo, dafür aber für Niklas Kaul.
Niklas, der leider alle Medaillenträume bereits nach dem ersten Tag begraben musste zeigte, dass er der ungekrönte König der Disziplinen 9 und 10 ist. Wie 2022 bei seinem Europameisterschaftstriumph in
München, als er nach 7 Disziplinen ca. 500 Punkte (!!!) hinter Simon Ehammer aus der Schweiz lag und doch noch Gold holte, rockte er auch hier das Stadion.
Mit olympischem Rekord und für einen
Zehnkämpfer unglaublichen 77,78 Meter setze er mit dem Speer ein starkes Zeichen. Alleine hier nahm er bspw unserem Leo 300 Punkte ab da dieser nur auf 56,64 Meter kam. Ein Rückschlag!
Markus Rooth wusste das zu nutzen und katapultierte den Speer zu neuer persönlicher Bestleistung auf 66,87 Meter und sich damit nach 9. Disziplinen auf Platz 1.
Gold war damit weg da Rooth ein deutlich besserer 1.500 Meter Läufer als Leo the German ist. Es gab somit ein neues Ziel: Silber verteidigen!
In einem umkämpften 1.500 Meter Lauf, im einsetzenden Regen von Paris, gelang Niklas Kaul wiederum eine super Leistung (4:15,00 Minuten), Markus Rooth kürte sich zum Olympiasieger und Leo Neugebauer verteidigte sein Silber. Wow! Was für zwei Tage!
Allein die würden reichen um nervlich am Ende zu sein, aber da war ja auch noch unsere Sprinterin Gina Lückenkemper, die über 100 Meter der Frauen wegen 2 Hundertsteln das Finale verpasste. Oder die holländische 4×400 Meter Mixed Staffel (2x Männer, 2x Frauen) die beim letzten Wechsel als 4. in das Stadionrund einbogen und dank Femke Bol noch zu Gold sprinteten. Und da war ja noch Paris, eine Stadt mit Eiffelturm, Louvre, Cafés und einer Sprache die ich nicht wirklich kann. Es war kein Problem! Die Grande Nation hat sich von Ihrer besten Seite gezeigt, freundlich und zugewandt, hat unser Olympia beschützt und dafür gesorgt, dass 8,7 Millionen Ticketkäufer (alleine im Vorverkauf – Rekord!) ein Fest der Freude feiern konnten!
Wie hat Coubertin, der Gründer der Spiele, es einst formuliert: „Das Wichtigste an den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme, wie auch das Wichtigste im Leben nicht der Sieg, sondern das Streben nach einem Ziel ist.
Paris, wir sind froh, dass wir dabei waren. Es war mir eine Freude, es war mir ein Fest. Merci Mein Ziel? 2028 – Los Angeles is calling Wie würde Leo sagen: Let‘s goooo!
Ergebnis Zehnkampf Männer:
Silber Leo Neugebauer 8.748 Punkte
8. Platz Niklas Kaul 8.445 Punkte
15. Platz Tim Steinforth 8.170 Punkte
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